Meditation als Anker bei innerer Unruhe und Stress
- sinakliemann
- 29. Mai
- 5 Min. Lesezeit

„In einer Welt, in der unser Wert an unserer Produktivität gemessen wird, erleben viele von uns, dass jede einzelne unserer Minuten erfasst, optimiert oder durch die Technologien, die wir täglich nutzen, als finanzielle Ressource in Dienst genommen wird. Wir unterwerfen unsere Freizeit numerischen Evaluationen, interagieren mit algorithmischen Versionen voneinander, bauen Personenmarken auf und pflegen sie.
Einigen mag diese Rationalisierung und Vernetzung unserer gesamten gelebten Erfahrung so etwas wie die Befriedigung eines Ingenieurs verschaffen. Und doch bleibt eine Art nervöses Gefühl der Überreizung und Unfähigkeit, einen Gedankengang zu Ende zu führen. (...)“
Jenny Odell
Unser Alltag wird immer hektischer, zeitoptimierter, und ist voller Reize. Tatsächlich leben wir in einer völligen Reizüberflutung, ob in den sozialen Medien, wenn wir durch die volle Innenstadt laufen oder einen vollgepackten Arbeitstag bewältigen. Und im Anschluss, als vermeintlichen Ausgleich noch Sport, soziale Kontakte, Alltagsaufgaben bedenken oder Care Arbeit leisten. Um das Nervensystem nachhaltig zu regulieren, hilft die sportliche Aktivität, das „Auspowern“, nur bedingt.
Auswirkung von Stress
Der Stress zeigt sich mental in Erschöpfung auch bei ausreichend Schlaf, Konzentrationsstörungen, Stimmungswandel, Abgeschlagenheit und weiteren Symptomen.
Auch körperlich macht sich diese dauerhafte Reizbelastung bemerkbar und sorgt nachhaltig für Schäden im Nervensystem und Hormonhaushalt, die wiederum Einfluss auf unsere allgemeine Gesundheit haben. Auswirkungen wie Tinnitus, Rückenleiden oder ein Reizdarm sind nicht selten.
Stressreiz sorgte früher für die bekannte Kampf- oder Flucht-Reaktion, Alarmbereitschaft. Durch Stress freigesetztes Adrenalin wird direkt umgesetzt und abgebaut. In unserem Alltag schaffen wir diesen Ausgleich in der Regel nicht. Wir laufen unter einem dauerhaften Reizeinfluss und damit permanenter Überreizung des Nervensystems. Das ist nicht nur anstrengend, sondern das Ungleichgewicht ist auch langfristig gesundheitsschädlich.
Häufig fällt es uns in dieser chronischen Reizüberflutung sogar schwer, wenn wir dann mal einen Moment der Ruhe haben. Das Gehirn und der Körper suchen nach der nächsten Beschäftigung, nach der nächsten Bewältigung, schließlich ist unser Körper in Alarmbereitschaft.
Viele Menschen betreiben intensiv Sport, um Ausgleich zu schaffen. Um eben Adrenalin wieder abzubauen. Das ist grundsätzlich nicht falsch.
Um nachhaltig das Nervensystem zu regulieren, hilft es nur bedingt und kurzweilig.
Ursprung und Weiterentwicklung von Meditation
Seinen Ursprung findet die Meditation in Indien bzw. dem Hinduismus. In der spirituellen Tradition wird die Meditation überwiegend als ein lebenslanger Weg verstanden. Am Ende dieses Weges steht das Ziel, eine tiefe Verbundenheit mit dem eigenen Selbst und der kosmischen Energie, dem Universum, zu erlangen, also die Einheit von Atman (individuelle Seele) und Brahman (Weltenseele). Im Rahmen der klassischen Yoga Philosophie ist die Meditation Schritt sieben des achtgliedrigen Yogapfades nach Patanjali (Yoga Sutra) auf dem Weg zum „Erwachen“, der Erleuchtung. Ähnliche Strukturen finden sich im Buddhismus. Der Geist ist im Zustand der Meditation völlig wach und klar, aber gleichzeitig ruhig und entspannt. In den yogischen Traditionen sind neben der Meditation in Stille (Vipassana) häufig Mantras, Chants und Mudras sowie bestimmte Atem- und Körperübungen fester Bestandteil der Meditation.
Über die Jahrtausende haben sich, gerade in der modernen Welt angepasst an die Bedürfnisse, unterschiedliche Meditationsformen entwickelt – von der Meditation in Stille über Atemmeditationen hin bis zu Geh- oder Schüttelmeditationen.
Dem ist nichts vorzuwerfen, es gibt auch hier nachweislich unterschiedliche Vorzüge, so darf jeder seinen Nutzen finden.
Die Mediation ist in unserer westlichen Welt heutzutage als Bestandteil in der Psychotherapie, in der Regel losgelöst des spirituellen Kontextes, in der Stress- und Angstbewältigung und Fokusarbeit genutzt und wird bereits von einigen Krankenkassen gestützt. Viele Menschen nutzen die Mediation auch individuell als kleine Auszeit und Entspannung oder etwas Zeit zum Tagträumen.
Einflüsse von Meditation auf die Gesundheit
Die positiven Einflüsse von Meditation sind auch wissenschaftlich, je nach Intensität und Regelmäßigkeit, nachgewiesen. Diese Einflüsse können sowohl körperlicher als auch psychischer Natur sein.
Psychische Vorteile:
Stressreduktion:
Meditation kann durch den Entspannungszustand positiv Einfluss auf den Hormonspiegel nehmen, insbesondere Cortisol- und Adrenalinausschüttung senken und Dopamin, Serotonin und Oxytocin fördern - somit langfristig die Auswirkungen von Stress auf Körper und Geist reduzieren.
Steigerung von Konzentration und Gedächtnis:
Die Konzentrationsfähigkeit und das Gedächtnis werden verbessert, indem Meditation die Gehirnaktivität in den Bereichen des Gehirns stärkt, die eben dafür zuständig sind.
Emotionale Regulierungsfähigkeit und Resilienz:
Meditation kann die Fähigkeit verbessern, Emotionen zu erkennen und zu regulieren, was zu einer besseren emotionalen Ausgeglichenheit und einer stärkeren Widerstandsfähigkeit gegenüber Stress führen kann.
Depressionssymptome:
Meditation kann nachweislich die Symptome von Depressionen reduzieren, indem sie die Stimmung aufhellen kann, und die Fähigkeit zum Umgang und Bewältigung von Stress, Angst und negativen Gedanken sowie Achtsamkeit und Selbstannahme stärkt.
Allgemeines Wohlbefinden:
Meditation fördert innere Ruhe und Gelassenheit, den Kontakt zu uns Selbst und den ruhenden Blick auf unser Umfeld, wodurch unsere Entscheidungsfähigkeit und Belastbarkeit beeinflusst, emotionale und körperliche Gesundheit unterstützt und das allgemeine Wohlbefinden somit gefördert wird.
Körperliche Vorteile:
Stressreduktion:
Meditation kann Stress und Angst reduzieren - und somit auch körperliche Stresssymptome wie Verspannung, Tinitus, Magen-Darm-Beschwerden und Schädigungen durch chronischen Stress lindern.
Immunsystem:
Meditation kann das Immunsystem stärken, indem sie Stress reduziert und das Nervensystem reguliert, so dass wieder Energie zur Immunfunktion freigesetzt wird.
Herz-Kreislauf-System:
Regelmäßiges Meditieren kann den Blutdruck senken, das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall reduzieren und die Herzfrequenzvariabilität verbessern.
Schlafqualität:
Meditation kann die Schlafqualität verbessern, indem sie Stress und Anspannung reduziert, Entspannung fördert und die Anzahl der Schlafstörungen reduziert. Zudem kann Meditation den Bedarf an nächtlichem Schlaf senken, da während tiefer Meditationszustände ähnliche Erholungszustände im Gehirn eintreten.
Schmerzlinderung:
Schmerzempfindungen können reduziert und die Fähigkeit zur Bewältigung von Schmerzen verbessert werden.
Wie so Vieles braucht auch Meditation regelmäßige Übung und es gibt ein paar Dinge zu beachten. Es ist nur natürlich, dass unser Geist und Körper anfangs unruhig sind. Das legt sich mit der Zeit. Wenn Meditation zum festen Bestandteil wird, kommen Körper und Geist bereits etwas zur Ruhe, wenn wir uns zur Meditation setzen.
Mediation hilft, den Geist zu beruhigen und ein Gefühl von Einheit und Klarheit zu entwickeln, während es die Achtsamkeit fördert und Stress abbaut. Mediation kann zur Regulierung des Nervensystems beitragen, und bringt Körper und Geist zur Ruhe, verschafft eine Atempause und Orientierung durch den Blick nach Innen. In regelmäßiger Übung finden wir einen besseren Kontakt zu uns selbst, finden mehr Klarheit im eigenen Handeln und auf unserem Weg.
Regelmäßige Meditation als Gewohnheit schafft einen „safespace“, an den wir immer und überall zurückkehren können.
Deine kleine Auszeit:
Eine kleine Atemmeditation möchte ich dir bereits mitgeben:
Setze dich in eine bequeme Haltung, in der du etwa 10 Minuten verweilen kannst.
Stelle dir einen Timer (mit einem angenehm ruhigen Klang, z.B. einen Gong), so dass du entspannt loslassen kannst.
Schließe deine Augen, atme tief ein und aus.
Beobachte deinen Atem, ohne ihn zu verändern oder zu bewerten. Lasse ihn für ein paar Atemzüge so fließen.
Atme nun ganz bewusst nur in deinen Bauch. Lege deine linke Hand auf deinen Brustkorb, deine rechte auf deinen Bauch, achte, dass sich nur der Bauch hebt und senkt.
Konzentriere dich ganz bewusst auf deinen Atem in den Bauch. Wenn Gedanken aufkommen, lächle und lasse sie ziehen, wie in einer Seifenblase. Gerade ist nur Zeit für dich.
Wenn der Gong ertönt, nimm einen tiefen Atemzug, strecke dich, öffne deine Augen und bedanke dich für die 10 Minuten der Ruhe.
Ich bin zertifizierte Meditationslehrerin und biete geführte Meditationen an. Dabei leite ich dich durch die Entspannung, damit du dich voll und ganz fallen lassen kannst, ob einmalig oder regelmäßig.
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