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Gestresst sind die anderen

  • sinakliemann
  • 13. Jan.
  • 3 Min. Lesezeit


Ist das Leben nicht einfach manchmal stressig? Wer ist schon nicht gestresst? Viel zu tun, ja klar, aber ich bekomm das schon hin. Und wäre es neben all den angeblichen High Performern um einen herum nicht irgendwie unangenehm zuzugeben, dass man sich gestresst fühlt? Dass es einem persönlich doch etwas zu viel ist? Die erste Hürde ist es, Stress als solchen zu erkennen und zuzulassen.


Alles “hausgemacht” ?

Der ursprüngliche Begriff „Stress“entstammt dem englischen technischen Sprachgebrauch für „Druck“ oder „Spannung“. Heute versteht man in der Psychologie unter Stress einen psychophysischen Zustand, bei dem die Reizereignisse die bestehenden Bewältigungs- und Verarbeitungsstrategien übersteigen, es kommt zum Stressempfinden.


Auslösende Faktoren können physikalische Stressoren wie Hitze oder Lärm, körperliche Stressoren wie Schmerz, Hunger, Verletzungen sein oder soziale Auslöser wie Konkurrenz, Isolation oder chronische Spannungen in Beziehungen im privaten sowie beruflichen Umfeld.

Häufig sind es Leistungsfaktoren wie Zeitdruck, quantitative oder qualitative Überforderung und natürlich psychische Stressoren wie bedeutende Lebensveränderungen, Verluste, katastrophale Ereignisse — auch Selbstwertdefizite oder dysfunktionale Glaubenssätze spielen eine entscheidende Rolle.


Stressreaktionen sind als überlebenswichtige Vorgänge bekannt. Wird eine Situation als (reale oder nur empfundene) Gefahr bewertet, werden Mechanismen in Gang gesetzt, um zu reagieren. Es kommt u.a. zu einer erhöhten Noradreanlin-Ausschüttung, die die Weitergabe in das vegetative Nervensystem auslöst. Die ausgelösten Vorgänge dienen der erhöhten Aufmerksamkeit, Flucht- oder Kampfbereitschaft, der Bewertung über Fürsorge und Sicherheit und der Reduktion anderer physiologischer Bedürfnisse, um jegliche Energie bereitzustellen. Kurzzeitig ist eine solche Reaktion durchaus sinnvoll und nützlich.

Ist bei der ersten Verarbeitung die Einstufung des Reizes als Gefahr bereits immens, kommt es zu einer Art Kurzschluss, es wird direkt und unmittelbar eine Stressreaktion ausgelöst, ohne eine konkrete Bewertung. Dieser Vorgang kann von Vorteil sein, bspw. in Gefahrensituationen im Straßenverkehr.


Es stimmt, dass die individuelle Bewertung und die Ressourcen zur Bewältigung auf das Auslösen oder Abwenden einer Stressreaktionen einen gleichwertigen Einfluss wie der reale auslösende Faktor haben, Stress kann also “hausgemacht” sein und sich individuell unterscheiden, was als Stress wahrgenommen wird. Sieht sich jemand trotz vorhandener Fähigkeiten selbst nicht in der Lage, kommt es ebenfalls zum Stressempfinden.


“Ich kann das schon aushalten” ist keine Strategie

Viele Menschen stehen dauerhaft unter Stress, schließlich bringt das auch Ablenkung, keine Zeit für die Gedanken die dann in der Stille kommen. Was aber, wenn diese immer lauter werden? Oder die Energie immer weniger?

Wenn “aushalten” dein Sprachgebrauch ist, ist das schon alamierend. Denn Aushalten signalisiert immer eine Belastung, die auch als solche wahrgenommen wird und beschreibt gleichzeitig, dass wir uns nicht in der Position sehen, daran etwas zu verändern. Unsere Kompetenz liege vermeintlich also darin, das tragen zu können.

Wir müssen nichts aushalten. Wir dürfen weggehen, wir dürfen auflösen, wir dürfen ansprechen und aktiv handeln.


Deine Gesundheit

Auf körperlicher Ebene machen sich Stressreaktionen häufig u.a. bemerkbar durch die erhöhte Aufmerksamkeit, schnellere Atmung, erhöhte Muskelspannung (aber auch verbesserte Reflexe), eine schnelle Energiebereitstellung. Auch die Auswirkung auf das vegetative System durch das Kortisol oder des Adrenalins auf den Hormonaushalt und damit die Beeinflussung insbesondere von Schilddrüse und Nebenniere, sind nachhaltig und nicht zu unterschätzen. Du kannst erahnen, dass das — auf Dauer — für den Körper eine immense Fehlbelastung bedeutet.


Mental zeigt die Reaktion auf andauernden Stress ebenfalls Auswirkungen, sie führt zu emotionaler Erschöpfung, Überforderungsempfinden, Niedergeschlagenheit, Reizbarkeit, Angst, Abbau kognitiver Leistungen, Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit.

Soziale Auswirkungen wie der Rückzug, das Gefühl, von anderen ausgesaugt oder genervt zu werden und abnehmende Empathie folgen.


Reichen die Bewältigungsstrategien aus, kommt es maximal zu einer kurzzeitigen, leichten Aktivierung des Systems. Ein kurzzeitiges Stressempfinden kann nützlich sein und auch langfristig die Fähigkeiten steigern. Kehrt ein Stress auslösender Faktor immer wieder und verfügen wir über keine adäquate Bewältigung, verfestigt sich häufig der direkte Weg des Kurzschlusses, es kommt zur sofortigen Stressreaktion, sobald die Situation in ähnlicher Form eintritt oder nur an sie gedacht wird.


Ein andauerndes Belastungsempfinden führt häufig sogar zu psychosomatischen, teils chronischen Beschwerden (Tinnitus, hormonolles Ungleichgewicht, Fehlhaltungen, Bandscheibenprobleme, Magen-/Darmentzündungen,…) und emotional bis ins Burn-Out.


Stress begegnen

Es überrascht sicher nicht, dass chronisches Stressempfinden und seine Auswirkungen die Gesundheit und Lebenserwartung beeinflussen — ganz zu schweigen von der Lebensqualität. Versteh mich nicht falsch, es gibt stressige Situationen im Leben, diese zu bewältigen, kann sogar förderlich sein.


Im Idealfall haben wir also akute wie nachhaltige Bewältigungsstrategien und entsprechende Selbstwertschätzung, um Stress zu begegnen und das Stressempfinden zu reduzieren. Diese Kompetenz können wir erlernen.

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